Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Welt und sprachlich enorm vielfältig. Fast ein Drittel aller Sprachen der Welt sind Sprachen aus Afrika. Allein in Nigeria gibt es mit 500 Sprachen doppelt so viele wie in ganz Europa. Mit 1,5 Milliarden Einwohnern und 1.000 bis 2.000 Sprachen ist Afrika ein wahres Sprachenmosaik: ein komplexes Geflecht aus tausenden verschiedenen Sprachen, von denen jede ihren eigenen Klang, eigene Strukturen und kulturelle Bedeutung hat.
Inhaltsübersicht
Häufige Fragen: Afrikanische Sprachen im Kurzüberblick
Wie viele Sprachen gibt es in Afrika?
Was für eine Sprache spricht man in Afrika?
Was ist die meistgesprochene Sprache in Afrika?
Wie viele offizielle Sprachen in Südafrika?
Was ist die schwerste Sprache in Afrika?
Viele Afrikaner sprechen mindestens zwei Sprachen – ihre Muttersprache und eine Verkehrssprache, die im Alltag und Zusammenleben mit anderen ethnischen Gruppen die Verständigung ermöglicht. Hinzu kommt oft noch eine europäische Sprache, die mit der Kolonialzeit eingeführt wurde. Viele Staaten haben diese nach der Unabhängigkeit als offizielle Amtssprache übernommen.
Hätten Sie es gewusst? In Afrika sprechen 120 Millionen Menschen Französisch – mehr Menschen als es Franzosen in Frankreich gibt.
Die sprachliche Vielfalt Afrikas spiegelt die Jahrtausende der menschlichen Geschichte, der Migration und des kulturellen Austauschs auf dem Kontinent wider. Sie reicht von den Klicklauten der Khoisan-Sprachen im südlichen Afrika bis hin zu Relikten aus der Kolonialzeit wie dem niederländisch geprägten Afrikaans.
Ein Blick auf die Karte zeigt, wie kleinteilig und vielschichtig die afrikanische Sprachlandschaft ist.
Wie viele Sprachen werden in Afrika gesprochen?
Die meisten Linguisten schätzen, dass in Afrika zwischen 1.000 und 2.000 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Einzelne Schätzungen gehen sogar von bis zu 3.000 Sprachen aus.
Die Angaben variieren so stark, weil die Grenzen zwischen Dialekten und eigenständigen Sprachen fließend und nicht klar zu ziehen sind. Außerdem entwickeln sich Sprachen fortlaufend weiter oder sterben sogar aus. Hinzu kommt, dass viele afrikanische Sprachen noch nicht ausreichend erforscht sind.
Die Zahl der Sprecher der einzelnen Sprachen variiert ebenfalls stark, von Millionen bis zu einigen Tausend.
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Die wichtigsten Sprachfamilien in Afrika
Afrikanische Sprachen werden in mehrere Sprachfamilien unterteilt. Diese bündeln Sprachen mit gleicher Abstammung und ähnlichen linguistischen Merkmalen und geben damit einen guten Überblick über die sprachlichen Gruppen. (Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, gibt es auf dem Sprachenportal Ethnologue auch eine Liste mit allen afrikanischen Sprachen zu jedem Land)
Die vier größten und wichtigsten afrikanischen Sprachfamilien sind Niger-Kongo, Afroasiatisch, Nilo-Saharisch und die Khoisan-Sprachen.
1. Niger-Kongo
- Die größte Sprachfamilie in Afrika
- Umfasst etwa 1.500 Sprachen
- Wird von etwa 600 Millionen Menschen im westlichen, zentralen, östlichen und südlichen Afrika gesprochen
- Wichtige Sprachen: Yoruba, Igbo, Zulu, Shona
- Besonderheiten:
- viele Niger-Kongo-Sprachen verwenden die Tonhöhe zur Unterscheidung von Bedeutungen
- Komplexe Substantivklassensysteme sind üblich
2. Afroasiatisch
- Umfasst etwa 350 Sprachen
- Sprachen dieser Gruppe werden von etwa 250 Millionen Menschen gesprochen
- Umfasst Sprachen, die in Nordafrika, am Horn von Afrika und in Teilen der Sahelzone gesprochen werden.
- Wichtige Sprachen: Arabisch, Amharisch, Hausa, Oromo, Berbersprachen
- Besonderheiten:
- Beinhaltet sowohl semitische als auch nicht-semitische Sprachen
- Viele Sprachen dieser Familie verwenden ein Wurzel- und Mustersystem für die Wortbildung
3. Nilo-Saharisch
- Eine vielfältige Familie von etwa 200 Sprachen
- Wird von etwa 50 Millionen Menschen gesprochen
- Erstreckt sich von Algerien bis Tansania
- Bemerkenswerte Sprachen: Luo, Maasai, Kanuri, Songhai
- Besonderheiten:
- Viele Sprachen dieser Familie haben komplexe tonale Systeme
4. Khoisan Sprachen
- Die kleinste der vier großen afrikanischen Sprachfamilien
- Wird hauptsächlich im südlichen Afrika gesprochen, zwei Sprachen sind im östlichen Afrika zu finden
- Bemerkenswerte Sprachen: Khoe-Kwadi, Kxʼa, Tuu
- Besonderheiten:
- Bekannt für die Verwendung von Schnalzlauten und Klickkonsonanten
- Viele Khoisan-Sprachen sind vom Aussterben bedroht, einige haben nur noch sehr wenige Sprecher
Die meistgesprochenen afrikanischen Sprachen
In Afrika gibt es zwar Tausende von Sprachen, aber einige werden deutlich häufiger gesprochen als andere. Schauen wir uns einige der meistgesprochenen Sprachen Afrikas genauer an:
Swahili (Kiswahili)
Mit über 100 Millionen Sprechern ist Swahili eine der am weitesten verbreiteten afrikanischen Sprachen. Sie ist Amtssprache in Tansania, Kenia und Uganda und dient in weiten Teilen Ostafrikas als Lingua franca. Viele Afrikaner sprechen Swahili als Zweitsprache und nutzen sie als Alltags- und Verkehrssprache, um sich mit Menschen anderer Sprachgemeinschaften verständigen zu können.
Swahili gehört zu den Bantusprachen und weist aufgrund des jahrhundertelangen Handels entlang der ostafrikanischen Küste einen starken arabischen Einfluss auf.
Arabisch
Dies ist eine der am weitesten verbreiteten Sprachen in Afrika. Sie stammt ursprünglich aus dem Nahen Osten und wird in ganz Nordafrika gesprochen.
In Ländern wie Ägypten, Algerien und Marokko ist es eine Amtssprache. Das Arabische hat viele afrikanische Sprachen stark beeinflusst, vor allem in Regionen, in denen der Islam weit verbreitet ist.
Hausa
Mit rund 50 Millionen Sprechern ist Hausa eine der beliebtesten afrikanischen Sprachen. Sie ist vor allem in Nordnigeria und Niger verbreitet.
Hausa dient auch als Handelssprache in weiten Teilen Westafrikas.
Yoruba
Diese Sprache wird von etwa 40 Millionen Menschen gesprochen, vor allem im Südwesten Nigerias und in Teilen Benins und Togos.
Es ist für sein komplexes Tonsystem bekannt und hat aufgrund des transatlantischen Sklavenhandels eine bedeutende Diaspora-Sprachgruppe in Amerika.
Oromo
Oromo ist die am weitesten verbreitete Sprache in Äthiopien und wird von etwa 30 Millionen Menschen gesprochen.
Sie gehört zum kuschitischen Zweig der afroasiatischen Familie und hat mehrere unterschiedliche Dialekte.
Amharisch
Amharisch ist die Amtssprache in Äthiopien und wird von über 25 Millionen Menschen gesprochen.
Es handelt sich um eine südsemitische Sprache mit einer einzigartigen Schrift und einer langen literarischen Tradition, da sie jahrhundertelang die Sprache des äthiopischen Kaiserhofs war.
Diese meistgesprochenen afrikanischen Sprachen machen nur einen Bruchteil der sprachlichen Vielfalt Afrikas aus, spielen aber in weiten Teilen des Kontinents eine entscheidende Rolle für Kommunikation, Handel und Kultur.
Viele dienen als Verkehrssprachen und erleichtern die Kommunikation zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen und über nationale Grenzen hinweg.
Welche Sprachen werden in Südafrika gesprochen?
Südafrika, das oft als „Regenbogennation“ bezeichnet wird, ist für seine sprachliche Vielfalt bekannt. Das Land erkennt offiziell 11 Sprachen als Amtssprache an, was sein multikulturelles Erbe widerspiegelt.
Zulu
Mit rund 13 Millionen Muttersprachlern ist Zulu die am weitesten verbreitete Sprache Südafrikas. Sie ist besonders in der Provinz KwaZulu-Natal verbreitet und für ihre komplexen Klickkonsonanten und ihr tonales System bekannt.
Xhosa
Diese Sprache ist eng mit Zulu verwandt und die zweithäufigste Sprache. Es ist die Muttersprache von etwa 10 Millionen Südafrikanern, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Nelson Mandela und Desmond Tutu.
Afrikaans
Afrikaans ist eine Tochtersprache des Niederländischen und wird von über 6 Millionen Südafrikanern als Muttersprache gesprochen. Sie entwickelte sich während der Kolonialzeit und weist sowohl europäische als auch afrikanische Einflüsse auf.
Englisch
Obwohl es nur die sechsthäufigste Muttersprache ist, dient es als Verkehrssprache (lingua franca) in Südafrika.
Es wird in der Regierung, in der Wirtschaft und in den Medien weit verbreitet, so dass es für viele Südafrikaner eine wichtige Sprache ist, die sie als Zweitsprache lernen.
Nord-Sotho und Süd-Sotho
Es gibt drei im Land anerkannte Sotho-Sprachen: Nördliches Soto (auch Sepedi genannt), und Sesotho (Süd-Sotho) sind nahezu identisch. Beide Sprachen sind eng verwandt mit dem West-Sotho (Tswana/Setswana).
Tswana (Setswana)
Diese Sprache ist in der Nordwestprovinz und in Teilen des benachbarten Botswana weit verbreitet. Es ist bekannt für seine reiche mündliche Tradition und Literatur.
Tsonga, Swati, Venda und Ndebele
Diese Sprachen sind weniger weit verbreitet, aber ebenso wichtig für die Sprachlandschaft Südafrikas. Jede von ihnen repräsentiert eine andere kulturelle Gruppe und trägt zur Vielfalt der Sprachen des Landes bei.
Die Anerkennung dieser 11 Amtssprachen durch die Regierung nach dem Ende der Apartheid zeigt die Bemühungen, die kulturelle Vielfalt der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu respektieren und wertzuschätzen.
Gefährdete Sprachen in Afrika
Die UNESCO schätzt, dass etwa 300 afrikanische Sprachen vom Aussterben bedroht sind.
Die Ursachen dahinter sind vielfältig.
- Globalisierung: In einer globalisierten Wirtschaft sind Sprachen wie Englisch, Französisch oder Chinesisch oft Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg
- Urbanisierung: Menschen ziehen zunehmend vom Land in die Städte. In urbanen Zentren dominieren nationale Amtssprachen (wie Englisch, Französisch) oder Verkehrssprachen wie Swahili. Lokale Sprachen verlieren so an Bedeutung
- Dominanz der Kolonialsprachen: europäische Sprachen genießen höheres Ansehen und sind in vielen Medien und Bildungseinrichtungen vorherrschend
- Bildungspolitik: In vielen afrikanischen Ländern werden in der Schule Kolonialsprachen wie Englisch, Französisch oder Portugiesisch bevorzugt, oft auf Kosten der lokalen Sprachen.
- Fehlende Sprachvermittlung: Bedrohte Sprachen werden nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben
- Politische Zwänge und Konflikte: Die Dominanz bestimmter gesellschaftlicher Gruppen führt zu sprachlicher Anpassung und verdrängt Sprachen von Minderheiten.
- Einfluss der Medien: Die Dominanz der großen Sprachen in Fernsehen, Radio und Online-Inhalten kann kleinere Sprachen an den Rand drängen.
- Generationsunterschied: Jüngere Generationen ziehen es möglicherweise vor, internationale Sprachen zu lernen, die als wirtschaftlich vorteilhafter angesehen werden.
- Fehlende Dokumentation: Für viele afrikanische Sprachen gibt es keine umfassenden Wörterbücher, Grammatiken oder schriftliche Literatur. Sie werden nur mündlich weitergegeben
Hier nur einige Beispiele für kritisch bedrohte Sprachen:
- Akie-Sprache (Tansania)
- Boor-Sprache (Tschad)
- Dulbu-Sprache (Nigeria)
Bewahrung bedrohter afrikanischer Sprachen
Sprachen sind mehr als nur Kommunikationsmittel. Jede Sprache stellt eine einzigartige Art dar, die Welt zu verstehen und mit ihr zu interagieren. Wenn eine Sprache verschwindet, verschwindet auch ein Teil der kulturellen Identität und des Erfahrungsschatzes der Menschen, die sie gesprochen haben.
Trotz großer Herausforderungen gibt es deshalb auch zahlreiche Bemühungen, afrikanische Sprachen zu erhalten und wiederzubeleben:
Projekte zur Sprachdokumentation
Sprachwissenschaftler und lokale Gemeinschaften arbeiten gemeinsam an der Erfassung und Beschreibung gefährdeter Sprachen und erstellen Wörterbücher, Grammatiken und Textsammlungen.
Unterricht in der Muttersprache
Einige Länder setzen Maßnahmen zur Verwendung lokaler Sprachen in der Früherziehung um, da sie erkannt haben, dass Kinder am besten in ihrer Muttersprache lernen.
Technologie und digitale Ressourcen
Die Entwicklung von Tastaturlayouts, Schriftarten und Rechtschreibprüfungen für afrikanische Sprachen erleichtert die Verwendung dieser Sprachen im digitalen Kontext.
Medien in lokalen Sprachen
Lokale Radiosender, Zeitungen in der jeweiligen Landessprache und Anbieter von Online-Inhalten produzieren Material in afrikanischen Sprachen und erhöhen damit ihren Bekanntheitsgrad und ihr Ansehen.
Programme zur Wiederbelebung von Sprachen
Einige Gemeinden führen Sprachcamps durch, um die jüngere Generation zum Gebrauch der Sprache zu ermutigen.
Akademische Forschung
Universitäten in Afrika und auf der ganzen Welt führen Forschungsarbeiten zu afrikanischen Sprachen durch und tragen zu deren Dokumentation und Analyse bei.
Der Weg in die Zukunft
Die Erhaltung afrikanischer Sprachen ist eine gemeinsame Aufgabe, an der Regierungen, Pädagogen, Technologieentwickler und die Menschen in den Gemeinden vor Ort beteiligt sind.
Es geht nicht nur darum, das Verschwinden von Sprachen zu verhindern, sondern auch darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem diese Sprachen in der modernen Welt ihren Platz haben und sich weiterentwickeln können.
So kann Afrika sein reiches kulturelles Erbe bewahren und gleichzeitig von den kognitiven, bildungspolitischen und sozialen Vorteilen profitieren, die die Mehrsprachigkeit mit sich bringt.
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